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Willkommen in Gilgal

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Liebe Sponsorinnen und Sponsoren

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Am letzten Ugandaabend berichtete ich über die neueste Entwicklung an der Gilgal Primary School. Wir durften Ende März/Anfang April 2012 mit vier Sponsoren die Gilgal Primary besuchen.
Nach sechzehnstündiger Reise landen wir morgens um 2 Uhr in Entebbe. Unser Fahrer Robert wartet schon auf uns. Er ist pünktlich und arbeitet zuverlässig wie ein Schweizer Uhrwerk. Wir befinden uns 40 Kilometer vom Äquator entfernt, auf 1200 Meter Meereshöhe in der Nähe des Weissen Nils. Es ist rund 30° C warm und wir gewöhnen uns rasch an das äquatoriale Klima.

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523 Kinder, alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Dorfälteste, Dorfbewohner und eine Parlamentsabgeordnete bilden einen 400 Meter langen Spalier, um uns herzlich zu empfangen... „The same procedure as every year“.
Die Warteliste für unsere Primarschule ist beinahe endlos, doch ist die Infrastruktur nur für 500 Kinder geschaffen. Wir hatten schon über 600 Schülerinnen und Schüler, was aber die Kapazität unserer Anlagen beinahe überfordert hat. Bildung ist die nachhaltigste Entwicklungsarbeit. Die Industrieländer müssten solche Projekte strategisch mitgestalten und unterstützen. Die operative Arbeit muss von Einheimischen geleistet werden. Bei uns arbeiten ausschliesslich Ugander. Obwohl wir nur die landesüblichen Löhne bezahlen, haben wir immer sehr gute Lehrkräfte, weil wir die Löhne pünktlich bezahlen und für sie verlässliche Partner sind.


Wir sind stolz auf die Fortschritte der Gilgal Primary School. Während unserer achtjährigen Tätigkeit wurde kein Franken veruntreut oder falsch investiert. Die letzten Prüfungsergebnisse zum Schuljahresende waren sehr erfreulich. Heute zählt die Gilgal Primary School zu den sechs besten Schulen der Region Kayunga. Das bedeutet doch ein sehr steiler Aufstieg von der Armenschule von 220 Schülerinnen und Schülern, mit einer Handvoll Büchern ausgestattet, zu einer gut funktionierenden Schule von 525 Kindern innerhalb von acht Jahren. Das verdanken wir nicht nur unseren kompetenten Lehrerinnen und Lehrern, auch die grosszügige Hilfe vieler Sponsoren aus der Schweiz zeigt ihre Auswirkung.

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Wir inspizieren die verwirklichten Projekte der letzten zwölf Monate und kontrollieren die Rechnung. Die grossen Projekte waren die neue Nursery School, wo 60 vier- bis sechsjährige Kinder unterrichtet werden. Dieser Bau wurde durch eine grosszügige Spende der Firma holzpunkt.ch in Wila ermöglicht. Zum Dachrinnenprojekt gehören sieben Wassertanks mit einem Fassungsvermögen von 70000 Litern Wasser. Das bakteriologisch einwandfreie Grundwasser wird vor allem als Trinkwasser verwendet, während mit dem Oberflächenwasser (Dachwasser) in der Küche gekocht, geduscht und bei Bedarf Pflanzen in unserem Schulgarten begossen werden. Die Landwirtschaft bereitet uns grosse Freude. Nebst vielen Gemüsen bauen wir als Cashcrop Ananas an. Was nicht von der Schule verarbeitet wird, kommt auf den Markt. Mit Ananas lässt sich ein schöner Gewinn erarbeiten, der wiederum für den Kauf von Betten, Moskitonetzen usw. eingesetzt wird. Die Herstellung von organischem Dünger steckt in Afrika noch in den Kinderfüssen. Wir sind am Projektieren und werden später darüber berichten. Wir haben mit Kompostieren begonnen, werden uns aber noch eingehender mit der Aufbereitung von organischem Dünger beschäftigen müssen. Das tropische Klima nagt an den Gebäuden und Einrichtungen. Die allgemeinen Renovations- und Reparaturarbeiten haben sich gelohnt und die Schule erstrahlt in neuem Glanz.


Die Anlage ist begrünt, Blumen wachsen und der Rasen, Elefantengras, wirkt sich auf die Sauberkeit in den Räumen während der Regenzeit positiv aus: die rote afrikanische Erde bleibt draussen. Hecken säumen die Wege und die Bäume spenden von Jahr zu Jahr mehr Schatten. Mit einfachen Mitteln ist ein attraktiver Gestaltungsplan verwirklicht worden. Photo-Voltaik: Wir erklären der Schulleitung das P/V-Projekt. Dieses Projekt nimmt Gestalt an und alle freuen sich auf dieses Backup, weil der staatliche Stromlieferant UMEME mit der Versorgung doch erhebliche Schwierigkeiten hat. Die Platzierung und Neigungswinkel der Kollektoren werden besprochen. Das Projekt ist auf einem guten Weg. Der Anlagebauer wird sich in einem Monat an die Arbeit machen. Die Projektierung und Finanzierung liegt bei der Firma Preisig AG (Sanitär, Dachbauten und Solarenergie) in Zürich. Die Anlage ist auf 4 kwp ausgelegt.


Der Umbau und die Erweiterung der Küche ist in freiwilliger Fronarbeit von den erwachsenen Dorfbewohnern geleistet worden. Die Kapazitätssteigerung war nötig, um alle Mäuler zufrieden zu stellen. Uns überzeugt das Engagement der Dorfbewohner. Sie stellen die Backsteine selber her, um die Kosten möglichst tief zu halten.


Wir machen uns zusehends Gedanken über die Zukunft unserer Schülerinnen und Schüler. Lesen, Schreiben und Rechnen sind schon ein gewaltiger Fortschritt. Hat doch eine breit angelegte Untersuchung in Uganda im Jahr 2011 ergeben, dass Menschen mit Lese-, Schreiben- und Rechnenkenntnissen nur noch zwischen zwei und drei Kinder haben, während Analphabeten immer noch acht Kinder zeugen. Uganda ist ein schönes und fruchtbares Land, doch die Landreserven werden knapp, da jedes Jahr eine Million Bürger neu hinzukommen. Es gilt diese Wachstumsrate zu brechen und mit der fortschreitenden Alphabetisierung stehen die Chancen ziemlich gut. Uganda braucht tüchtige Berufsleute und wir haben deshalb Kontakte zu einer Vocational School, Vision for Africa, geknüpft, wo wir einige unserer Schüler für Berufslehren hinvermitteln möchten. Weiter werden wir Stipendien für unsere Schülerinnen und Schüler einrichten, damit sie sich nach Gilgal an der Seroma Christian High School weiterbilden können. Die Stipendien werden von einem Vertrag begleitet, welcher die Studentinnen und Studenten nach ihrer Ausbildung verpflichtet, einen kleinen Anteil ihres Lohnes zugunsten weiterer Lehrlinge und Studenten einzusetzen Im Gegensatz zu andern afrikanischen Ländern spricht in Uganda niemand von Emigration. Alle sind froh, im eigenen Land ein Auskommen zu finden. Die extrem starke Familienbindung und –zusammenhalt bedeuten den Menschen in diesem Land mehr als ein paar Dollars. Nach acht Jahren Gilgal Primary School müssen wir sagen, dass sich das ugandisch-schweizerische Schulkonzept bestens bewährt hat und es ist eine Freude, die aufgeweckten Kinder im Unterricht zu beobachten.

Der letzte Tag unseres Aufenthalts ist von morgens bis abends mit Sitzungen, Abklärungen und Besuchen vollgestopft. Angrenzend an das Schulgelände haben wir einen Streifen Land von etwa 800 m2 gekauft. Wir treffen damit fünf Fliegen auf einen Schlag:

  1. Das Kranken- und Behandlungszimmer lässt sich verwirklichen. Bei weit über 500 Kindern müssen wir die Patienten mit ansteckenden Krankheiten von den gesunden trennen können.

  2. Die winzige 2-Zimmerwohnung unserer Schulleiterin mit ihren vier Kindern lässt sich um einen grösseren Raum erweitern.

  3. Einige unserer Lehrkräfte teilen immer noch einen Raum. Wir möchten ihnen ein eigenes Zimmer anbieten.

  4. Die Schulbibliothek findet einen festen Platz.

  5. Das übelriechende offene Nachbar-WC wird aufgehoben werden. Ein wertvoller Beitrag an die Hygiene.
     

Wir lassen uns immer gerne von Sponsoren begleiten. Sie sehen Vorort, was mit ihrem Geld geschieht und dass wirksame und gute Entwicklungsarbeit trotz allen Unkenrufen geleistet werden kann. Gute Entwicklungsarbeit beinhaltet Problemlösungen und Perspektiven für die Bevölkerung und nicht Gewinnmaximierung für wenige Privilegierte. Wir sind von unserer Arbeit in Uganda begeistert. Sie ist enorm vielseitig, wir lernen viel und sie zeigt uns, dass der Wohnsitz jedes einzelnen Menschen das Zentrum der Welt bedeutet. Dabei dürfen wir eine kulturelle Vielfalt, verschiedene Mentalitäten und Lebenspläne kennenlernen.

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Peter Schnyder, Präsident

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