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Uganda 2010

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Nein, Hühner hüpfen nicht in der Kabine herum. Doch nach der ersten Zwischenlandung auf dem afrikanischen Kontinent wird jedem Passagier klar, dass die Stimmung in der Kabine von Afrikanern und Arabern geprägt wird. Kabinengepäckvorschriften werden auf einmal locker interpretiert, wo in Kloten noch mit Argusaugen auf Einhalten der äusseren Masse und des Gewichts gepocht wurde. Was nicht in den Ablagen Platz findet, verschwindet unter den Sitzen. Irene, Massimo, Mario, Kurt, Robert, Maureen und ich werden plötzlich zu einer kulturellen Randgruppe. Der Geräuschpegel steigt, der Flieger ist bis auf den letzten Platz ausgebucht.
Eine geschlossene Wolkendecke liegt über Kenya und Uganda. Gelegentlich erhaschen wir einen Blick durch die Wolken und  betrachten die grünen Landschaften. Wo noch vor wenigen Wochen Dürre herrschte und Ernten verloren gingen, versinkt halb Ostafrika im Wasser. Wenn doch die Schleusen des kostbaren Nass etwas regelmässiger, dafür gemässigter geöffnet werden könnten...

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Endlich in Entebbe gelandet. Der Zöllner betrachtet etwas verdutzt unsere zahlreichen Gepäckstücke, stellt einige Fragen und lässt uns bald gnädiglich springen, weil wir für eine charity, für einen guten Zweck, unterwegs sind. Zwei grosse Toyotavans warten auf uns und wir verstauen 220 kg Reisegepäck in beiden Wagen, darunter befinden sich ein neuer Solarkocher-Prototyp zum Nachbauen und zwei Compis für die Verwaltung der Primarschule.


Robert Katyunga ist uns als zuverlässiger Driver erhalten geblieben. Er fährt die siebenköpfige Reisegruppe gekonnt durch den abendlichen Stossverkehr Kampalas. Der Stärkere und Wendigere setzt sich im Verkehr durch. Wiederholt trennen uns nur Millimeter vom Nachbarauto. Verkehrszeichen sind selten – sie bleiben ohnehin unbeachtet. Wir werden gleichzeitig links und rechts überholt. Die Boda-Boda (Töfflitaxis) winden sich geschickt zwischen den Autos nach vorn. Sie sind verwegene Fahrkünstler. Ihre Unfallrate ist entsprechend hoch.

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Endlich erreichen wir etwa 20 km nördlich von Mukono unser „Buschhotel“ in der Provinz Kayunga. Unsere Unterkunft ist einfach und sauber. Die Anlage dient gleichzeitig zur Ausbildung von Hotelfachpersonal. Maria Prean, eine umtriebige Österreicherin, hat von der ugandischen Staatskirche ein Grundstück von 50 Hektaren Land erhalten und ein Berufsbildungszentrum aufgebaut. Junge Ugander können heute 14 verschiedene Berufe bei Vision for Africa erlernen, eine beeindruckende Leistung. Steffi aus Romanshorn unterhält ein Nähatelier, unterrichtet junge afrikanische Schneiderinnen und produziert Kleider nach Mass. Wir bestellen bei ihr verschiedene Kleidungstücke. Mein buntes afrikanisches Hemd kostet gerade mal 25 CHF und sitzt tadellos. Nach einem einfachen Nachtessen sinken wir erschöpft auf die Matratzen nieder und erholen uns von den Reisestrapazen. Vor dem Einschlafen träume ich von einem 1. Klasse- oder wenigstens einem Businessflug. Das Wichtigste, ein Moskitonetz, schützt uns nachts vor unliebsamen Besuchern.

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Gilgal Primary School

Auf dem Weg nach Namalirii denke ich an unseren ersten Besuch vor sechs Jahren zurück. Wahre Wunder sind in der Zwischenzeit geschehen. Zwei primitive Lehmbaracken, kein Wasser, keine Toiletten, fünf Schulbücher für 220 zerlumpte und teilweise hungernde Waisen- und Halbwaisen, kein Strom. Innerhalb von sechs Jahren entstand dank unserer Sponsoren ein ansehnliches, kleines Dörfchen mit Schulräumen, zwei neuen Waisenhäusern, die Kinderzahl wuchs von 220 auf 486 Kinder. Auffallend sind die vielen Kleinkinder, im Alter zwischen 5 und 7 Jahren. Die ganze schulische Infrastruktur (Bänke, Wandtafeln, Bücher usw.) musste aufgebaut werden, 15 staatlich qualifizierte Lehrkräfte kümmern sich um die Ausbildung und das Wohl der Kinder. 153 Kinder sind HIV+ und werden mit retroviralen Mitteln stabilisiert. Die Wasserversorgung funktioniert einwandfrei und ein grosser Reservewassertank versorgt WCs, Duschen, die Lavabos und die neu  gebaute Küche. Dazu haben wir einen Sportplatz und die Landwirtschaft zur Selbstversorgung erworben. Diese ist voll im Aufbau. Auf der Landwirtschaft haben wir einen Brunnen zur besseren Wasserversorgung und ein einfaches Wohnhaus für die Arbeiter gebaut. Ich bin schon ein wenig stolz auf unsere visionären Sponsoren und die Leistungen unserer afrikanischen Freunde. Statt über afrikanische Unwegsamkeiten und Probleme zu jammern wurde hier ein beispielhafter Weg zum Aufbau und zur Selbsthilfe gefunden. Endlose Diskussionen über den Nutzen von Entwicklungsarbeit und lamentieren sind billiger...

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An der Gilgal Primary School und an der Seroma Christian High School ist morgens um 5 Uhr Tagwache. An beiden Schulen besteht ein ausgeklügelter Ämterplan, welcher die Instandhaltung und Sauberkeit der Anlagen bewirkt. Sieben Stunden Unterricht und zwei Stunden Hausaufgaben sind die Regel.  An beiden Schulen ist um 10 Uhr Lichter löschen. In einem speziellen Lesesaal besteht die Möglichkeit an der Seroma auch nachts zu studieren. Jeden Samstag müssen alle Kleider gewaschen und wenn nötig gebügelt werden, am Nachmittag folgt das grosse Reinemachen der Anlagen. Das christliche Leitbild legt die Basis für einen verantwortungsvollen und lebensbejahenden Umgang mit Mensch und Natur. Neben dem Schulsport in der Seroma rückt jede Klasse einmal pro Woche frühmorgens zum gemeinsamen Jogging aus. Dieser Arbeitsrhythmus überrascht die meisten Europäer und würde wohl viele Jugendliche aus unserer übersatten Gesellschaft überfordern.

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Der erste Tag beginnt mit einem Businessmeeting. Irene und Massimo Minati, Mario Baumann, unser Kassier Robert Knöpfli und Kurt Schnyder nehmen mit uns an dieser Sitzung teil. Anhand unserer Buchhaltung werden die Investitionen geprüft und besprochen. Wir erklären unserem Schulleiter ein neues Buchhaltungssystem und machen gleich einige Übungen mit ihm.

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Landwirtschaft

Die Landwirtschaft beginnt erst im zweiten Anlauf zu blühen. Die erste Aussaat ist leider einer extremen Dürre zum Opfer gefallen. Das Klima hat sich in Ostafrika spürbar verändert und ist unberechenbarer geworden. Der neu erstellte Brunnen erlaubt nun eine gezielte Bewässerung in der Not und versorgt unsere Landarbeiter mit dem köstlichen Nass. Mais, Bohnen, Kassawa, Süsskartoffeln, Yams, Matoke, (Gemüsebananen), Lattich und verschiedene tropische Früchte werden angebaut. Die Primary School wird sich ab 2012 weitgehend selbst versorgen können. Lebensmittel sind in Uganda während den letzten 12 Monaten 50% teurer geworden. Schwarzafrika erlebt gegenwärtig die schwerste Teuerung. Kredite sind unerschwinglich, wenn sie überhaupt gesprochen werden. Die Zinssätze liegen zwischen satten 18 und 25%, bei einer Inflation von 5%.  Die letzte Finanzkrise lässt grüssen. Unsere Kaffeeplantage ist jetzt ein Jahr alt. In drei bis vier Jahren werden wir dort die erste Ernte einfahren. Kaffee dient uns als Cash-crop und wird so der Schule zu etwas Bargeld verhelfen. Das Geld hilft einen Teil der laufenden Kosten zu decken. Fleisch ist sehr teuer und für hohe Festtage reserviert. Unser Schulleiter träumt von einer Hühnerzucht, ein neues Projekt.


Wir waren vorgewarnt. Gerne hätten wir unsere Landwirtschaft besucht. Sie befindet sich etwa 30 Autominuten von der Schule entfernt. Nach der grossen Dürre die tropischen Sturzbäche. Unser hochbeinige Toyota-Allradvan ächzt und quietscht über die vom Regen zerstörte Strasse, eine Berg- und Talfahrt wie auf einer Buckelpiste. Ein Kleinlastwagen hätte die Hindernisse wohl bewältigt. Nachdem sich das Reserverad zum dritten Mal aus der Halterung verabschiedet hat, müssen wir leider kapitulieren und wenden. Die Natur und spezielle afrikanische Begebenheiten bestimmen unsere Agenda.
Während der arbeitsintensiven Zeit laufen die grossen Schüler in 2 bis 3 Stunden zur Farm, richten dort ihr Nachtlager ein und gehen nach getaner Arbeit wieder zurück an die Schule. Das ist nicht aussergewöhnlich, Afrikaner legen zu Fuss grosse Strecken zurück.

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Die Schule ist dem Ugandan National Education Board (UNEB) unterstellt und gewährt somit ein garantiertes Bildungsniveau. Der ugandische Staat hat alle Lehrkräfte im Land in Probelektionen prüfen lassen. Einige der Lehrkräfte haben den Test nicht geschafft, sie müssen zum Nachstudium antreten oder ersetzt werden. Zuletzt besprechen wir einen mittelfristigen Plan, welcher die Primarschule von unserem Verein unabhängiger machen wird. Die hängigen Fragen wollen wir bis 2012 gelöst haben.

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Wie in allen armen Ländern ist auch in Uganda eine lückenlose Kontrolle aller Transaktionen und Vorgänge angesagt. Für unsere Geldtransfers verkehren wir in Uganda mit Stanbic, einer südafrikanischen Grossbank. Im Vergleich zum internationalen Währungsrechner ist unserem Schulleiter vor drei Monaten zu wenig ausbezahlt worden. Dank unserer Intervention ist er nochmals in den Genuss von 200000 Uganda Schillinge gekommen. Vertrauen ist gut, Kontrolle...

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Fliesen legen

In unserem Reisegepäck befinden sich Werkzeuge zum Fliesenlegen. Ein grosszügiger Beitrag der Firma Preisig AG in Zürich erlaubt uns neben den neu erstellten Waisenhäusern Toiletten und eine grosse Dusche zu bauen. Dieses Mal haben die Ugander begriffen, dass WCs und Wasserleitungen erst nach dem Verlegen der Fliesen montiert werden. Dies erlaubt eine saubere Arbeit.

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Zusagen und Versprechen sind schnell abgegeben, das Einlösen meines Versprechens gestaltet sich etwas schmerzvoller. Pascal Murenzi, der Schulleiter, hat Platten, Kleber und Fugenzement besorgt. Spitzeisen und Hammer sind nicht vorhanden, also muss ich mich einer alten Feldhacke bedienen, um den Wänden und dem Boden den letzten Schliff vor dem Verlegen zu geben. Die Unebenheiten lassen sich mit hartem Einsatz beseitigen. Leider müssen wir auch auf eine Wasserwaage verzichten. Ein rechtwinkliges Dreieck und gutes Augenmass helfen uns die ersten zwei Reihen beinahe perfekt zu legen. Wir drängen uns mit zwei grossen Schülern und einem jungen Lehrer in den engen Abteilen. Zuviele Köche ...

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Robert besorgt einen grossen Plastik, um die Baustelle behelfsmässig abzudecken. Trotzdem setzt der tropische Regen uns enorm zu. Nichts bleibt trocken. Wir instruieren die jungen Ugander. Schon nach kurzer Zeit nehmen sie uns die Werkzeuge aus der Hand und kleben gekonnt die Platten an die sauber vorbereitete Wand. Das Zuschneiden der Platten gelingt sehr gut. Die dickeren Bodenplatten werden mit einer Trennscheibe aus der Schweiz zugeschnitten. Ich bin immer wieder überrascht, mit welch einfachen Werkzeugen eine akzeptable Arbeit möglich ist. Sie sind echt stolz auf ihre „Berufslehre“. Nun haben wir auch ein paar Plättlileger an unserer Primarschule. Gerne würde ich wissen, wo der Nutzen grösser ist, im Schreiben eines dicken Expertenberichts über Entwicklungsarbeit, der dann oft kaum gelesen unter einem Papierstoss sein Leben aushaucht – oder beim Fliesenlegen, wo Menschen das Gelernte unmittelbar anwenden und so sich selber helfen können.

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Einweihung der Waisenhäuser

Der Empfang fällt afrikanisch, enthusiastich aus. Tam-Tam-, Sing- und Tanzeinlagen wechseln einander während Stunden munter ab.  Die neuen Anlagen werden mit dem Durchschneiden des Bandes offiziell ihrem Bestimmungszweck übergeben. Ugander reden gerne, wir sitzen geduldig auf unseren Stühlen und hören gespannt zu. Wir befinden uns überhaupt in einer anderen Welt. Der Vulkanausbruch in Island, ein europäisches Megaereignis, ist in den ugandischen Zeitungen gerade mal eine fünfzeilige Nachricht wert. Wo befindet sich der Nabel der Welt? In der Schweiz, in Uganda, in ...?
Leider müssen wir feststellen, dass die fünfjährigen Anlagen Patina angesetzt haben. Das heisse und feuchte Klima setzt den Bauten zu. Da und dort beginnt der Betonüberzug zu bröckeln und in Bodennähe beginnt der Farbanstrich sich zu verfärben. Renovation – ein neues Projekt. Frühe Instandhaltung lohnt sich.

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Seroma Christian High School

1600 Studentinnen und Studenten bevölkern den Campus der Seroma Christian High School. Die Schule ist international und beherbergt 300 Studenten und Studentinnen aus Tansania, Kenia, Rwanda und aus dem Kongo. Unterrichtssprache ist Englisch, sonst hört man viele verschiedene afrikanische Sprachen. 60 Lehrerinnen und Lehrer kümmern sich um die akademischen Aufgaben, während weitere 60 Angestellte die Infrastruktur dieses Internats aufrecht erhalten. Korruption ist nicht nur in Afrika, sondern beinahe in allen armen Gesellschaften eines der Haupthindernisse einer gesunden Entwicklung. Die Industrienationen sind an diesem Prozess direkt beteiligt, indem sie Gelder gegen politisches Wohlverhalten (Wahlzusagen in internationale, politische Gremien usw.) sprechen, Trotz aller Versprechen der korrupten Regierungen über den Verwendungszweck der Gelder, verschwindet ein erheblicher Teil in dunklen Kanälen. Oft fliegt der Kuhhandel auf, es kommt zu einer Verurteilung und auf wundersame Weise finden diese „Eliten“ wieder den Weg zurück an ihren Schreibtisch. Die Seroma Christian High School hat sich den Kampf gegen diese Automatismen auf die Fahne geschrieben. Die Mechanismen der Korruption zu verstehen ist Unterrichtsfach. Das Unterrichtsniveau ist beachtlich und die Hoffnung, junge, integere und unverbrauchte Führungskräfte zu bilden ist berechtigt.
An dieser High School studieren 300 begabte Waisen gebührenfrei. Sie stammen meist aus den ugandischen Krisengebieten. Sie werden teils von reicheren Ugandern oder von Organisationen gesponsert. „Unsere“ sieben Studentinnen und Studenten werden von Maureen und Irene interviewed und fotografiert. Ihre Lebensgeschichten sind erschütternd. Umso mehr wissen sie diese neue Perspektive für ihr Leben zu schätzen. Alle beteuern, dass sie dereinst ihrem Land dienen und sich auch gegen die Korruption stemmen wollen.

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Verkehr und Lärm

Auch Nichtraucher handeln sich in Kampalas Strassen eine Raucherlunge ein. Katalysator und Partikelfilter sind Fremdwörter.  Auf der Kampala-Jinja-Strasse begegnen wir zwei grossen umgekippten Lastzügen. Ist der Fahrer eingeschlafen? Auf dieser zweispurigen Verkehrsachse werden Uganda und Ruanda mit Öl, Benzin und anderen Importgütern vom Hafen Mombasa (Kenya) aus versorgt. Kaum ein Durchkommen. Es wird gedrängt, gebremst, abgedrängt, beschleunigt, Schlaglöchern ausgewichen und im Abstand einer Rasierklingenbreite in zügigem Tempo gekreuzt. Wir sind vom Busch in die Stadt umgezogen. Nachts sehnt man sich vergeblich nach Ruhe. Musik und Trommelschlag aus den ärmeren Quartieren überzieht die Stadt mit einem Schallteppich. Endlich kehrt morgens um vier Uhr Ruhe ein. Kaum eingeschlafen weckt uns schon bald wieder der Muezzin der grossen Moschee um fünf Uhr. Lärm ist allgegenwärtig, ausser man ziehe sich aufs Land zurück. Kampala ist Napoli, multipliziert mit Faktor fünf oder sechs. Im totalen Verkehrsinfarkt müssen dereinst alle Fahrer ihre Vehikel stehen lassen und warten, bis eine neue Verkehrsinfrastruktur aufgebaut ist. Logistisch hat sich in Kampala seit 60 Jahren kaum was verändert – nur die Bevölkerung hat sich verfünffacht. Dies erklärt alles.

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Präsidentschaftswahlen in Uganda

Schwarze Potentaten haben wirklich Leim am Hintern. Mugabe, Mbeki und Museweni geben Macht nur unter höchstem Druck aus der Hand. Museweni kam nur durch eine Verfassungsänderung zu einer 2. Präsidentschaft. Wird ihm dies ein drittes Mal gelingen? Abgesehen von seiner Günstlingswirtschaft sind seine Verdienste unbestritten. Nach jahrelanger Gewalttätigkeit von Idi Amin und Milton Obote setzte Museweni dieser 1986 ein Ende und viele Ugander sehen auch heute noch in ihrem Präsidenten ein Garant für Ruhe und Frieden. Beim einfachen Volk ist er nicht chancenlos. In Ostafrika spielen politische und wirtschaftliche Programme bei Wahlen nur eine untergeordnete Rolle. Dem Provinz-Ugander sind die gravierenden Grossstadtprobleme Kampalas sicher egal. Entscheidend bei Wahlen sind Stammes-, Clan- und Königreichzugehörigkeit.
Der Druck der grossen Industrieländer ist in Ostafrika am Wachsen. Die Präsenz Chinas und der arabischen Staaten ist markant. Inder, Amerikaner und Europäer treten bedeutend dezenter auf. Gemeinsam hoffen aber alle, möglichst günstig von den afrikanischen Rohstoff-vorräten zu profitieren.

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Die letzten paar Tage verbringen Irene, Massimo, Mario, Maureen und ich als Touristen. Das Land ist wunderschön und fruchtbar. Wir besuchen den botanischen Garten in Entebbe. Er ist 50 Hektaren gross und wurde von den britischen Kolonialherren vor 100 Jahren angelegt. Ein junger Botanikstudent weiht uns in die  Geheimnisse vieler Bäume und Pflanzen ein. Mit dem Saft der Leimbaumfrucht werden heute noch Schuhsolen geflickt, Elefanten lieben den Canonballbaum, besonders wenn die Früchte am Gären sind..., mit den Blättern des Sandpaperbaums schleifen sich die Frauen die Hornhaut weg usw. Leider ist das Ökosystem des zweitgrössten Binnensees der Welt (Lake Victoria) in Gefahr zu kippen. Auch die Zunahme der Bevölkerung von einer Million Menschen pro Jahr zeigt eine verheerende Wirkung. Geburtenkontrolle wird gross geschrieben – und nützt besonders bei der armen Bevölkerung wenig. Ugander sind sehr lebensfreudig und fröhlich. Sie lachen, tanzen und singen – und trotzdem glaubt man die Erde unter den vielen Belastungen ächzen zu hören.

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Peter Schnyder 

Präsident des Vereins Seroma Christian High School und Gilgal Primary School

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